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  • Bild Gideon Jacob

    Christenverfolgung in Indien

    Pastor Gideon Jacob aufgrund von Verleumdung angeklagt

  • Bild MoseMinistries Frauen

    Christenverfolgung in Indien

    Pastor Gideon Jacob aufgrund von Verleumdung angeklagt

Chronologie eines Martyriums

Ein Überblick

Im Jahr 1994 Start von MoseMinistries (ein Projekt von Good Shepherd Evangelical Mission Pvt. Ltd. - GSEM - 9, Renganagar, Subramaniyapuram, Trichy 6200-20) in Usilampatti – zu dieser Zeit fordert die Regierung keine ordentliche Registrierung von Heimen. Das Heim ist aber von Beginn an bei den Behörden bekannt und anerkannt. In den folgenden Jahren (bis 1999) werden Kinder aufgenommen. Im weiteren Verlauf des Bestehens des Heimes und obwohl die Öffentlichkeit zu jederzeit über den Standort von MoseMinistries informiert ist, kommen zu keiner Zeit Familienangehörige der Mädchen, um sie zu besuchen, Interesse an ihrem Ergehen zu zeigen oder sie nach Hause zurück zu holen.

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Ein Überblick

Im Jahr 1994 Start von MoseMinistries (ein Projekt von Good Shepherd Evangelical Mission Pvt. Ltd. - GSEM -  9, Renganagar, Subramaniyapuram, Trichy 6200-20) in Usilampatti – zu dieser Zeit fordert die Regierung keine ordentliche Registrierung von Heimen. Das Heim ist aber von Beginn an bei den Behörden bekannt und anerkannt. In den folgenden Jahren (bis 1999) werden Kinder aufgenommen. Im weiteren Verlauf des Bestehens des Heimes und obwohl die Öffentlichkeit zu jederzeit über den Standort von MoseMinistries informiert ist, kommen zu keiner Zeit Familienangehörige der Mädchen, um sie zu besuchen, Interesse an ihrem Ergehen zu zeigen oder sie nach Hause zurück zu holen.

Im Jahr 1998 zieht MoseMinistries nach Trichy um, da die Kinder dort bessere Möglichkeiten zur Schulausbildung habe, eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet ist und die Gemeindenähe (Good Shepherd World Prayer Centre, GSWPC) Schutz garantiert.

Im Jahr 2006 ändert sich die Gesetzeslage in Tamil Nadu (TN) und die Regierung fordert eine ordentliche Registrierung aller Heime unter dem J.J.Act.

30.01.2008 erhält MoseMinistries von den Behörden ein temporäres Zertifikat zur Anerkennung des Heims, das bis zur Ausstellung der endgültigen Registrierung gültig ist. Eine erneute Bewerbung um eine endgültige Registrierung im Jahr 2010 bleibt bei den Behörden ohne jede Rückmeldung „liegen“.  Genauso wie weitere Anträge, die 2011 und 2013 erneut eingereicht werden. Zurzeit liegen die Bewerbungen von 144 Heimen in TN bei den Behörden seit Monaten / Jahren auf Eis! In den kommenden Jahren bis 2013 wird MoseMinistries wiederholt von Behörden besucht und inspiziert. Dabei wird jedes Mal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass MoseMinistries eines der am besten geführten Heime in TN sei.

Im Mai 2008, sowie im Mai 2010 findet eine „INSPIRATION-Tournee“ in Deutschland mit jeweils einem Team aus Indien statt. Kultureller Austausch, interkulturelles Programm, Besuche in Partnergemeinden und der Besuch historisch und kirchengeschichtlich bedeutsamer Orte in Deutschland sind der Schwerpunkt dieser Reisen. Im Team mit dabei sind auch zehn (2008) bzw. acht (2010) MoseMinistries-Mädchen. Für sie finden besondere Begegnungen mit deutschen Kindern statt. Zu diesem Zweck wird in beiden Fällen die Genehmigung der Sozialbehörde und der Schulbehörde eingeholt. Nach Rückkehr überprüft die Sozialbehörde sowohl, ob alle Mädchen zurückgekommen sind, als auch ihr Wohlergehen während der Reise. Im Zuge der Ausstellung der Pässe für die minderjährigen Mädchen wird Gideon Jacob (Pastor und Leiter von GSWPC, Trichy) von der Sozialbehörde offiziell als Guardian der MoseMinistries Mädchen anerkannt, auch eine Empfehlung des Heims zur Registrierung wird ausgesprochen. Die Pässe werden auf legalem Weg erworben und von der Regierung ausgestellt.

Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Reisen der Mädchen nach Deutschland verwendet, um daraus Vorwürfen des Missbrauchs und des Menschenhandels gegen Gideon Jacob abzuleiten. Mädchen sollen in Deutschland zum Betteln gezwungen und missbraucht worden sein.

Im Jahr 2010 wird aufgrund des Baus einer neuen Schnellstraße vor der „Haustür“ der Gemeinde (GSWPC) in Trichy Land, das der Gemeinde gehört, enteignet und die Mauer vor der Gemeinde abgerissen. ->Die zugesagte Entschädigung von der indischen Regierung wird niemals ausgezahlt.

Im Dezember 2013 startet die Gemeinde (GSWPC) mit Genehmigung der Behörden den Wiederaufbau der Mauer und den Überbau der offenen Kanalisation, die direkt vor der Gemeinde verläuft. Zur gleichen Zeit mobilisiert ein selbsternannter „Journalist“ namens Manikandan einen Mob, der die Gemeinde bedroht und das Bauvorhaben versucht zu hindern. Er sieht sich selbst auch als Hindu-Swami und macht unter anderem auch religiöse Motive geltend.

Im März 2014 wird der Mauerbau und Kanalisationsüberbau abgeschlossen. Gideon Jacob wird unterstellt, dafür keine Genehmigungen erhalten zu haben. Es wird ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wegen „Zerstörung öffentlichen Eigentums“ (Dieser Haftbefehl besteht bis heute!). Zur gleichen Zeit tritt der „Journalist“ Manikandan wieder auf, druckt Verleumdungen, verteilt Hetzschriften und plakatiert den ganzen Stadtteil. In dieser Zeit erhält die Gemeinde Unterstützung von einem einflussreichen Brahmanen.

Im Mai 2014 wählt Indien eine neue Regierung. Die Hindu-nationalistische BJP kommt an die Macht.

In dieser Zeit startet der „Journalist“ Manikandan, eine erneute Verleumdungskampagne und versucht, die Gemeinde (GSWPC) und Gideon Jacob zu erpressen und droht mit Entführungen. Er fordert 40.000 Euro für sein Schweigen und stellt eine Reihe von Behauptungen auf: In Bezug auf die Gemeinde behauptet er, der Bau sei ohne Genehmigungen und es läge unrechtmäßige Aneignung von Land vor; in Bezug auf MoseMinistries klagt er Gideon Jacob des Menschenhandels, des Missbrauchs und der Prostitution an und behauptet, das Heim würde illegal ohne Registrierung existieren. Wieder werden Hetzschriften mit all den Lügen im ganzen Stadtteil verbreitet. Diese Kampagne bleibt allerdings ohne Auswirkung für die Gemeinde. Im Gegenteil lassen sich die Bewohner des Stadtteils nicht beirren und die Gemeinde wächst weiter – eine Entwicklung, die auch in den kommenden Monaten und Jahren anhält!

Im Sommer 2014 erscheinen unerwartet 27 Vertreter von verschiedenen Behörden (Sozialbehörde, Jugendamt, polizeiliche Untersuchungskommission gegen Menschenhandel, Kinderschutzbehörde) auf dem MoseMinistries-Gelände und fordern Unterlagen über die Mädchen. Ihr Hauptinteresse gilt Angaben zu den leiblichen Eltern der Mädchen und der Tatsache, dass die Mädchen mit dem christlichen Glauben aufwachsen, obwohl sie fast alle aus einem hinduistischen Gebiet stammen. Die Behörden ordnen Veränderungen im Heim an, die mit einem sehr hohen Kostenaufwand verbunden sind (u.a. der Bau neuer Räume und Sanitäranlagen, um über 18-jährige und unter 18-jährige Mädchen getrennt unterzubringen; neue Küche und Speisesaal, Anschaffung von Überwachungskameras)

In den folgenden Monaten bis Sommer 2015 werden die Gemeinde und Gideon Jacob mit immer neuen Auflagen und zeitlichen Fristen unter Druck gesetzt. Bei Nichterfüllung der Auflagen im vorgegebenen zeitlichen Rahmen drohen die Behörden mit der Schließung des Heims und der Unterbringung der Mädchen in staatlichen Institutionen. Die Gemeinde beginnt mit Umbaumaßnahmen bei MoseMinistries und kann eine Verlängerung der Frist um einen Monat erwirken. Eine Rechtsanwältin, die selbst bei der Sozialbehörde arbeitet, unterstützt die Gemeinde darin, die seit Jahren ausstehende Registrierung vor Gericht einzuklagen. Bei Inspektionen der Behörden werden die Mädchen immer öfter verhört, mit Fragen nach Missbrauch und anderen illegalen Machenschaften im Heim. Sie versuchen gezielt, aber ohne Erfolg, die Mädchen zu manipulieren, indem sie den Mädchen erzählen, sie seien aus Krankenhäusern gestohlen worden, ihre Eltern würden sie verzweifelt suchen und der Pastor und die Mitarbeiter wären schlecht und unmoralisch. Die Behörden schrecken auch nicht davor zurück, Gideon Jacob des Mordes an einigen der Mädchen zu bezichtigen und Gerüchte zu verbreiten, nach denen er Mädchen ins Ausland verkauft haben soll. Der „Journalist“ Manikandan versucht weiter, Gideon und die Gemeinde durch Morddrohungen und Verbreitung von Lügengeschichten zu erpressen.

Inzwischen liegen gegen Gideon Jacob ein Haftbefehl vor.

Am 03.09.2015 besetzt die staatliche Sozialbehörde mit Unterstützung der Polizei MoseMinistries und versucht die Mädchen dazu zu zwingen, das Heim zu verlassen, um in Einrichtungen der Regierung untergebracht zu werden. Die Aktion dauert 12 Stunden. Die Mädchen weigern sich standhaft und geschlossen, ihr Zuhause zu verlassen.

Im November 2015 erhebt ein A. Paadam Narayanan (Sozialaktivist und Direktor einer NGO in Chennai/TN namens CHANGEindia) am High Court Madurai Anklage gegen die Behörden der Regierung aufgrund ihrer Versäumnisse in den letzten Jahren, trotz fehlender Registrierung und dringendem Verdacht auf Menschenhandel, Kindesmissbrauch und Zwangsunterbringung nicht gegen MoseMinistries und den Heimleiter Gideon Jacob vorgegangen zu sein. Seine Anklage beruht offiziell auf dem Inspektionsbericht zweier junger Studentinnen (Praktikanten), die MoseMinistries im Mai 2015 an zwei Tagen besucht haben. Es ist nicht zu übersehen, dass die Anklagepunkte sehr stark mit sämtlichen Gerüchten übereinstimmen, die gezielt in Umlauf gebracht wurden, um Gideon Jacob und der Gemeinde zu schaden. Die Anklage beinhaltet die Forderung nach einer geheimpolizeilichen Untersuchung (CBI). Ziel ist die Schließung des Heims, die Ahndung der Straftaten der Heimleitung und die Rückführung der Mädchen zu ihren leiblichen Familien.

Am 28./29.11. 2015 inspiziert eine Richterin auf gerichtliche Anordnung MoseMinistries. Ihr Abschlussbericht besagt, dass das Heim erstens nicht adäquat geführt sei und dass zweitens die Mädchen einer Gehirnwäsche unterzogen worden seien, sowohl im Blick auf christliche Religion, als auch im Blick auf ihre Herkunft und die Person Gideon Jacob, von dem sie glauben würden, dass er ihr Retter sei.

Am 07.12.2015 befiehlt das richterliche Urteil des High Court Madurai die sofortige Übernahme des Heims durch ein Komitee der Behörden; Kontaktsperre zu Gideon Jacob und allen bisherigen Betreuungspersonen sowie zur Gemeinde; Auslieferung aller Dokumente der Mädchen an die Behörden; den Einsatz von Psychologen, um die Mädchen von ihren Zwangsvorstellungen (Stockholm Syndrom) zu heilen; sofortige Zahlung einer Summe von ca. 10.000 Euro von der Gemeinde an die Behörden zum Unterhalt von MoseMinistries; Nachforschungen in Usilampatti, um die Mädchen langfristig mit ihren Urspungsfamilien wieder zu vereinen – alternativ sollen die Mädchen in staatlichen Einrichtungen untergebracht werden.  

Am 08.12.2015 wird MoseMinistries von den Behörden übernommen. Die inzwischen in zwei getrennten Heimen untergebrachten Mädchen (zu diesem Zeitpunkt sind schon über 30 Mädchen volljährig) stehen von da an unter Hausarrest und werden von Polizistinnen bewacht und von behördlichen Aufsichtspersonen kontrolliert. Jeglicher Kontakt zu Gideon Jacob, zur Gemeinde, zu ihren bisherigen Betreuungspersonen und zur Außenwelt wird unterbunden. Nur die wenigen Mädchen, die die Schule noch nicht abgeschlossen haben, dürfen den regulären Schulbesuch fortsetzen. Alle anderen müssen ihre Ausbildungen abbrechen. Obwohl die Gemeinde in den folgenden 12 Monaten insgesamt 40.000 Euro an die Behörden für den Unterhalt der MoseMinistries Mädchen zahlt, wird für deren körperliche, geistige und emotionale Bedürfnisse nur mangelhaft gesorgt. Das Essen ist schlecht und wird auf unhygienische Weise zubereitet, auf Arztbesuche müssen die Mädchen auch in dringenden Fällen oft wochenlang warten und zusätzlich werden sie durch Aufsichtspersonal und Inspektoren sowie durch weitere polizeiliche Verhöre gezielt gedemütigt, manipuliert und emotional gequält. Die bewusste Isolierung, Untätigkeit, Perspektivlosigkeit und der Mangel an natürlicher körperlicher Bewegung macht die Lebensumstände der 89 jungen Frauen zusätzlich zu einem unerträglichen Martyrium (->das bis heute andauert).

Am 22.12.2015 brechen alle Mädchen aus dem Heim aus und versammeln sich zu einer stillen Protestaktion vor der Gemeinde. Sie wollen erwirken, dass sie zumindest an Weihnachten und Neujahr an den Gottesdiensten in der Gemeinde teilnehmen dürfen. Die Bitte wird gerichtlich abgeschmettert. Am Abend der Protestaktion findet die vorerst letzte Begegnung zwischen Gideon Jacob und den MoseMinistries Mädchen statt. Auf seinen Zuspruch hin kehren die Mädchen friedlich zurück in ihre Heime.

Die MoseMinistries Mädchen machen eine Eingabe am Gericht und bitten um vier Zugeständnisse in ihrer schwierigen Lage: 1) Gestattung von Lehrerinnen, die auf das Gelände kommen, um die Schulkinder zu unterstützen und den anderen Mädchen sinnvolle Weiterbildung (Sprachen, Grundkenntnisse PC, Schreibmaschinenkurs) zu ermöglichen. 2) die Gestattung von Zusammenkünften zwischen den getrennt wohnenden Gruppen der älteren und jüngeren Mädchen. 3) Gestattung von Gottesdiensten am Sonntag, einschließlich Besuch eines Pastors der Gemeinde. 4) Genehmigung der Hochzeit von Esther (junge Frau von Mose Ministries, zu dem Zeitpunkt 25 Jahre alt) und Clady, einem Mitarbeiter der Gemeinde.

Am 20.01.2016 werden alle vier Bitten in einem Urteil des High Court Madurai zurückgewiesen. Die Anklagepunkte gegen Gideon Jacob werden immer abstruser: Demnach soll er vier Mädchen nach Oman verkauft haben. Im Urteil werden DNA Tests von allen Mädchen gefordert, um die Rückführung in die Familien zu beschleunigen. Das Urteil enthält eine weitere Zahlungsaufforderung von ca. 6000 Euro an die Behörden zum Unterhalt von MoseMinistries. Gleichzeitig vertagt das Gericht den Fortgang der Verhandlungen auf in drei Monaten.

Im März gehen zwei Eingaben am obersten Gericht Indiens, dem Supreme Court in Delhi, ein: Alle MoseMinistries Mädchen klagen gegen ihren Freiheitsentzug  und Esther klagt gegen die Verhinderung ihrer Hochzeit durch die Behörden. Am 03.03.2016 werden beide Eingaben vom SC abgelehnt, da die Verhandlungen am niedrigeren High Court noch nicht beendet sind.

Am 13.04.2016 ergeht ein weiteres Urteil vom High Court Madurai mit der Anordnung einer dreimonatigen geheimpolizeilichen Untersuchung der Vorwürfe mit Unterstützung eines Teams von NIMHANS (National Institute of Mental Health and Neuro Science / Bangalore). ->Diese gerichtlich geforderte unabhängige psychologische Untersuchung der jungen Frauen im Blick auf Stockholmsyndrom und Gehirnwäsche durch kompetente Ärzte und Psychologen hat bis heute nicht stattgefunden!

Immer öfter treten Eltern oder andere Familienangehörige der Mädchen auf und kommen zu MoseMinistries. Nachdem keine Familie in den letzten 20  Jahren irgendeine Art von Interesse am Ergehen ihrer Mädchen gezeigt hat, kann dies nur auf eine Initiative der Behörden zurückzuführen sein. Mütter, die der Presse gegenüber ausgesagt haben, Gideon Jacob hätte ihr neugeborenes Baby gestohlen, geben zu, dass sie von der Sozialbehörde unter Druck bzw. für Geld zu solchen Aussagen gebracht worden sind. Einige Familienangehörige bringen den Mädchen gegenüber ganz klar zum Ausdruck, dass sie sie auch jetzt nicht in der Familie haben wollen. Andere sind offensichtlich auf der Suche nach Arbeitskräften, die mit für die Versorgung der Familie aufkommen sollen. Viele Mädchen gehen erneut durch eine Identitätskrise. Sie müssen sich mit der offensichtlichen Armut ihrer Familien auseinandersetzen und mit den Problemen, die dort herrschen. Gleichzeitig erleben viele von ihnen eine erneute Ablehnung durch die Familie oder warten umsonst darauf, dass ihre Eltern sich melden. Ohne Zuspruch und Betreuung in den ohnehin schon schwer aushaltbaren Umständen ist diese Phase für die Mädchen sehr schwer zu bewältigen. 

Im Juli 2016 beginnt ein Verfahren, in dem bei ca. einem Drittel der Mädchen und den scheinbar zugehörigen Familienangehörigen DNA Proben genommen werden. Bis heute gibt es kein klares Resultat dieser Proben und keine konkreten Fakten aufgrund dieser Untersuchungen. Einiges scheint (laut Presse) „durcheinander“ geraten zu sein.

Am 30.11.2016 geschieht ein Wunder. Die Richter haben im Laufe des Prozesses immer wieder gewechselt. Der zu der Zeit verantwortliche Richter spricht ein abschließendes Urteil des Prozesses, das folgendes besagt:

  • Alle volljährigen Mädchen sollen sofort freigesetzt werden und selbst darüber entscheiden dürfen, wie ihre Zukunft aussehen soll. Dazu sollen sie von einer Jugendrichterin befragt werden.
  • Die sieben zu diesem Zeitpunkt noch nicht volljährigen Mädchen sollen vorübergehend in einer registrierten Einrichtung untergebracht werden. (Am Ende betrifft das nur noch zwei Mädchen – Amelie und Navina. ->Obwohl Navina am 13.08.2017 als letzte der Mädchen volljährig geworden ist, durften beide bis heute nicht nach Hause kommen!)
  • Ein erneuter Antrag auf Registrierung von MoseMinistries als Kinderheim, aber auch als Frauenwohnheim muss von der Sozialbehörde innerhalb von 4 Wochen bearbeitet werden
  • Die Geheimpolizei soll ihre Untersuchungen innerhalb von 9 Monaten abschließen und einen Bericht bei Gericht einreichen.

In seinem Urteil klagt der Richter auch die Behörden an. Zahlreiche Heime warten auf Registrierung. Staatliche Heime werden registriert, in denen erbärmliche Zustände herrschen etc.

->Das Urteil findet keine Umsetzung!

Trotz Verzögerung der Urteilsumsetzung bietet die Situation eine Gelegenheit, die Hochzeit von Esther und Clady durchzuführen. Am 30.01.2017 heiraten Esther und Clady unter Teilnahme der gesamten Gemeinde, der Anwälte, der Behörden einschließlich des Bürgermeisters und dem Vorsitzenden der Sozialbehörde sowie der Polizei. Alle MoseMinistries-Mädchen nehmen an der groß ausgerichteten Hochzeit teil!

Am 28.04.2017 wird das nicht umgesetzte Urteil erneut am High Court Madurai verhandelt. Erneut ordnet der Richter an, dass die Mädchen innerhalb von 14 Tagen freizusetzen sind, nachdem dem Gericht das Protokoll einer erneuten Befragung bezüglich ihrer Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft vorliegt. Außerdem wird festgelegt, dass die geheimpolizeilichen Ermittlungen unter der Leitung einer Beamtin durchzuführen sind. Der bisherige männliche Beamte wird abgesetzt.

Noch am selben Tag geht A. Paadam Narayanan von CHANGEindia am Supreme Court in Delhi, dem obersten Gericht Indiens, in Berufung gegen dieses Urteil. Seine Berufung wird vom höchsten Richter Indiens abgeschmettert mit den Worten „Dieses Urteil des High Court ist ein wunderbares Urteil!“

Die Befragung der Mädchen findet am 10.05.2017 am Gericht in Trichy statt. Nach Verzögerung liegt das Protokoll endlich vor. Es folgen weitere Verhandlungen… von diesen Verhandlungen gibt es bis heute weder ein Protokoll noch ein abschließendes Urteil! ->An der Situation der jungen Frauen ändert sich nichts!

In den folgenden Monaten finden immer wieder Untersuchungen, Überprüfungen, Durchsuchungen und Verhöre durch die Geheimpolizei statt. Davon ist sowohl MoseMinistries betroffen als auch die Gemeinde und Mitarbeiter der Gemeinde. Bei den Untersuchungen stehen vor allem die Vorwürfe des  Missbrauchs und Menschenhandels im Mittelpunkt. Als diese Untersuchungen nach über zwei Jahren keine wirklichen Ergebnisse bringen, ermittelt die Geheimpolizei auch in andere Richtungen. Ein weiterer Prozess wird gegen Gideon Jacob angestrengt. Ihm wird Wirtschaftskriminalität vorgeworfen im Blick auf die Gelder, die er als NRI (Non-resident Indian) im Laufe der Jahre von Deutschland nach Indien gebracht hat. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt laufen drei Prozesse gegen Gideon Jacob (MoseMinistries, Wirtschaftskriminalität; Zerstörung öffentlichen Eigentums der Stadt Trichy)

Am 13.08.2017 wird Navina 18 Jahre alt. Damit haben alle Mädchen die Volljährigkeit erreicht. Dennoch werden Navina und Amelie nicht aus dem Heim entlassen, in dem sie bis zur Volljährigkeit untergebracht werden sollten. Das Heim schreibt fünf Briefe an die Behörden mit der Bitte, die Mädchen entlassen zu dürfen. Die Briefe werden ignoriert.

Nachdem der bisherige Prozessverlauf in allen Prozessen in Abwesenheit Gideon Jacobs stattfand, dessen Anwesenheit in Deutschland durch die Erkrankungen seiner Frau Ute in den letzten 1 ½ Jahren erforderlich war, wird immer deutlicher, dass das Verfahren stagniert.

Im Oktober 2017 entscheidet sich Gideon Jacob, nach Indien zu reisen und sich allen Verhören persönlich zu stellen. Ihm ist klar, dass darin die einzige Chance auf ein Ende des Prozesses liegt und darauf, dass die jungen Frauen von MoseMinistries endlich ihre Freiheit zurück erlangen und auch der Gemeindebund (GSEM) weiterexistieren kann.

Am 22. 10.2017 reist Gideon Jacob nach Indien, nachdem er die Behörden über das Datum seiner Ankunft informiert hat, und erscheint zu allen veranschlagten Vorladungen.

Seit dem 27.10.2017 sitzt er in Untersuchungshaft im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Trichy. Die Verhöre dauern an. Auch die Mädchen, die nun schon fast zwei Jahre unter Hausarrest stehen, und die Mitarbeiter der Gemeinde werden immer und immer wieder verhört. Die Situation ist kritisch und ungewiss. Ein erster Kautionsantrag wird am 16.11.2017 abgelehnt.

Die jungen Frauen von MM machen eine erneute Eingabe am HC Madurai und fordern die Umsetzung des Urteils vom 30.11.2016. Am 11.12.2017 wird daraufhin ein Urteil am HC Madurai erlassen, welches bestimmt, dass die jungen Frauen für einen Monat zu einem sogenannten „Counselling“ in zwei Einrichtungen der Regierung untergebracht werden sollen, um dann zu entscheiden, ob sie wieder in das normale gesellschaftliche Leben integriert werden können. Die jungen Frauen legen Berufung am Supreme Court gegen das Urteil ein.

Am 05.01.2018 folgt die Ablehnung des zweiten Kautionsantrages.

Am 08.01.2018 kommen die Behörden, um die jungen Frauen in die anderen Heime zu bringen. Die jungen Frauen weigern sich geschlossen, Mose Ministries und das Gelände zu verlassen und verweisen die Behörden auf ihren Berufungsantrag am Supreme Court.

Am 25.01.2018 gehen die max. 90 Tage Untersuchungshaft zu Ende. Gideon Jacob wird auf Kaution und mit schweren Auflagen aus dem Gefängnis entlassen. Das Ende der Ermittlungen der CBI ist auf 10.02.2018 festgelegt. Bis dahin darf er sich nicht in Trichy aufhalten und muss zweimal täglich in Chennai bei der CBI persönlich vorstellig werden.

Am 25.01.2018 findet auch die erste Verhandlung am Supreme Court statt. Der Fall Mose Ministries wird sehr ernstgenommen. Der verantwortliche Richter kann nicht nachvollziehen, dass 88 junge volljährige Frauen von den Behörden ohne jede Ausbildung oder Studium für zwei Jahre im Hausarrest gehalten worden sind und fordert alle Parteien auf, bei der nächsten Verhandlung in Delhi bei Gericht vorstellig zu werden.

Am 16.02.2018 bestätigt der Supreme Court in Delhi, dass die 89 jungen Frauen von MM selbst für sich sorgen können und darum endgültig aus der Aufsicht der Sozialbehörde zu entlassen sind. Das Urteil spricht allen Mädchen die Freiheit zu, ihr Leben selbst zu gestalten. Innerhalb der nächsten 6 Wochen wird ein ehemaliger Richter des Madras High Court alle Mädchen einzeln befragen und dem Gericht einen Bericht vorlegen, worauf hin das Urteil seine Umsetzung finden wird.

Am 07. und 08.03.2018 finden die Interviews mit allen Mädchen statt, in denen sie äußern dürfen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Sechs Mädchen äußern den Wunsch, zu ihren biologischen Familien zurückzugehen. Alle anderen Mädchen wollen bei MM bleiben. Der Richter äußert sich nach den Interviews sehr positiv über die Mädchen. Das Vorlegen des Berichts und die im Zuge dessen stattfindende Verhandlung am Supreme Court ist für den 02.04.2018 vorgesehen.

Am 07.03.2018 wird Gideon Jacob zu einer Befragung von der Finanzvollstreckungsbehörde vorgeladen.

Gideon Jacob untersteht seit seiner Haftentlassung extrem einschränkenden Auflagen. Eine gerichtliche Verhandlung zur Erleichterung dieser Auflagen wird seit Wochen beständig verschoben. Die CBI reicht einen Antrag bei Gericht ein und fordert eine erneute Inhaftierung mit der Begründung, Gideon Jacob hätte nach seiner Haftentlassung Zeugen manipuliert und die Auflagen nicht eingehalten. Beide Anklagepunkte können widerlegt werden. Eine Verhandlung die zu einer endgültigen Entscheidung führen soll, ist jetzt für den 20.03.2018 angesetzt.

Nach wie vor liegt in Ermangelung von Beweisen kein Abschlussbericht der CBI bezüglich ihrer Ermittlungen vor und auch keine Anklageschrift. Um die Anschuldigung wegen Missbrauch stützen zu können, versuchen die Ermittlungsbehörden jetzt, von einer der jungen Frauen von MM einen Stimmabgleichstest zu erzwingen. Aussagen von ihr, die den Verdacht von Missbrauch beweisen sollen, wurden 2012 ohne ihr Wissen aufgenommen. Das Ehepaar, das die Aufnahmen heimlich gemacht hat, hat Julia zuerst mit falschen Versprechungen an sich gebunden, um es dann für seine geplanten Intrigen gegen Pastor Gideon Jacob zu benutzen. Da die Aufnahme ohne ihr Wissen gemacht wurde und sie zu diesem Zeitpunkt schon volljährig war, legt Julia Einspruch am Supreme Court gegen den Stimmabgleichstest ein. Dem Einspruch wird nicht stattgegeben (16.03.2018). Das Urteil besagt aber, dass fraglich bleibt, ob dieses Beweismittel rechtskräftig ist. 

Auch das Urteil im Prozess um den Brückenbau vor dem Gemeindegebäude und die damit verbundenen Verhandlungen werden Woche um Woche verschoben. Am 21.03.2018 schließlich erhält Gideon Jacob einen Freispruch in diesem Prozess mit der Begründung, dass es keinerlei Beweise für die Anschuldigungen gäbe.

Am 24.05.2018 werden alle Auflagen, denen Gideon Jacob seit seiner Haftentlassung unterstellt war, aufgehoben, obwohl die CBI vor Gericht mit allen Mitteln und weiteren Anschuldigungen um eine Fortdauer der strengen Auflagen kämpft. Gideon Jacob kann sich wieder frei überall hinbewegen. Die Verhandlung am Supreme Court, die letztendlich die Freisetzung der MoseMinistries Mädchen richterlich festlegen soll, wird mehrmals verschoben. Der aktuelle Termin dafür ist der 02.07.2018.

Während die Mädchen auf diese Verhandlung warten, sind die beiden jüngsten, Amelie und Navina, weiterhin getrennt von den anderen Mädchen in einem Internat untergebracht, in dem sie eigentlich nur bis zur Volljährigkeit bleiben sollten. Am 11.05.2018 wird Amelie ohne richterliche Erlaubnis und ohne das Internat von ihrem Verbleib zu informieren, von der Sozialbehörde zu ihren leiblichen Eltern gebracht – es heißt für drei Tage, um die Eltern kennenzulernen. Amelie kommt nicht zurück ins Internat. Wir hören, dass Amelie von ihren Eltern mit nach Orissa genommen wurde (einem anderen Bundesstaat in Indien), wo sie seit einiger Zeit arbeiten. Es ist anzunehmen, dass die Eltern versuchen werden, das Mädchen zügig zu verheiraten, um das Kapitel abschließen zu können. Sie hatten Amelie damals aus Armut weggeben, ihre Lage hat sich nicht wesentlich verändert.

Am 18.06.2018 wird einer Eingabe der Geheimpolizei am High Court Madurai stattgegeben, woraufhin für Gideon Jacob die vorherigen Auflagen erneut in Kraft treten. Wieder muss er Trichy verlassen und zurück nach  Chennai, um dort einmal täglich bei den Behörden persönlich vorstellig zu werden. Am 11.07.2018 wird in dieser Sache erneut am High Court verhandelt. Es wird in Frage gestellt, ob eine Wiederholung der Auflagen überhaupt legal ist. Aber das Urteil lässt seitdem auf sich warten.

Die ursprünglich auf Anfang Juli datierte finale Verhandlung am Supreme Court, die die Befreiung der jungen Frauen von MM erwirken soll, findet letztendlich am 25.07.2018 statt. Das Gericht ordnet an, dass jede einzelne der jungen Frauen nochmals eine Eidesstattliche Erklärung abgeben soll. Die finale Verhandlung wird auf den 29.08.2018 gesetzt.

Am 25.07.2018 geschieht ein weiteres Ereignis. Nach einem langen Kampf wird Navina, das jüngste der MM-Mädchen, vom High Court in Madurai freigesetzt und darf zurück zu MM, nachdem Julia für ihre jüngste Schwester bei diesem Gericht eine Eingabe gemacht hatte. Trotz Volljährigkeit war Navina bisher von den Behörden dazu gezwungen worden, in einem anderen Heim in Trichy zu leben. Noch am selben Tag kehrt Navina zurück nach Hause zu ihren Schwestern und wird in der Gemeinde voller Freude empfangen.

Am 29.08.2018 wird am High Court Madurai das Urteil bezüglich der Auflagen verkündet, denen Gideon Jacob immer noch untersteht. In dem Urteil wird eine Verlängerung der Auflagen bis zum 26.10.2018 angeordnet. Das Gericht fordert von der Geheimpolizei, ihre Ermittlungen bis zu diesem Datum abzuschließen und einen finalen Bericht einzureichen.

Am 30.08.2018 wird am Supreme Court erneut über MoseMinistries verhandelt. Die eidesstattlichen Erklärungen wurden alle fristgerecht eingereicht. Aber auch bei dieser Verhandlung kommt es zu keiner Entscheidung, da dem Gericht inzwischen ein Bericht der Geheimpolizei vorliegt, der ein finales Urteil verhindert. Die nächste Verhandlung ist auf den 19.09.2018 datiert.

Am 09.10.2018 heiratet Mary Ann einen muslimischen Mann und konvertiert zum Islam.

Am 29.10.2018 wird Gideon Jacob teilweise von den strengen Auflagen entbunden, aber der Passentzug bleibt bestehen. Er muss fortan nicht mehr täglich persönlich zur Unterschrift vorstellig werden und darf sich in Indien frei bewegen. Allerdings muss er sich bei der Geheimpolizei abmelden und seinen Aufenthaltsort angeben. Für Trichy bleibt er weiterhin gesperrt mit der Begründung der Kontaktsperre zu den jungen Frauen von MoseMinistries. Damit kann er die Leitung der Gemeinde vor Ort auch weiterhin nicht ausführen.

Nach weiteren Verschiebungen und Teilanhörungen wird am Supreme Court für den 14.11.2018 eine finale Verhandlung über MoseMinistries mit abschließendem Urteil angesetzt. 11 der jungen Frauen von MoseMinistries sind persönlich vor Ort und werden von den Richtern angehört. Am 15.11.2018 um 15 Uhr wird das finale Urteil für die jungen Frauen von MoseMinistries verkündigt. Darin sind folgende Punkte verankert:

  • Die jungen Frauen dürfen bei MoseMinistries, d.h. auf dem MM-Gelände und in ihrem zweiten Wohntrakt in „Amma’s House“ bleiben.
  • Die jungen Frauen können ab jetzt zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren, wenn sie dies wünschen und sofern die Eltern dies auch wollen.
  • Die jungen Frauen sind frei, eine Person ihrer Wahl zu heiraten und die Sozialbehörde soll Sorge dafür Sorge tragen, dass dies ermöglicht wird.
  • Die jungen Frauen sind jetzt frei, eine Ausbildung oder Studium ihrer Wahl und ohne örtliche Beschränkung zu beginnen bzw. fortzusetzen.
  • Die Sozialbehörde und die Polizei sollen weiterhin zum Schutz und zur Betreuung der jungen Frauen vor Ort sein. Finanzieren müssen sie sich weiterhin unabhängig vom Staat.
  • Die jungen Frauen dürfen keinem weiteren „Counselling“ (Beratung bzw. Untersuchung) unterzogen werden.
  • Die jungen Frauen dürfen auch weiterhin keinen Kontakt zu Gideon Jacob unterhalten

Dieses Urteil, dass der Supreme Court auf einen Widerspruch der jungen Frauen gegen ein ungerechtes Urteil am High Court hin gefällt hat, muss nun an diesem implementiert werden.

Gideon Jacob lebt weiterhin „im Exil“, frei, aber mit der Auflage, den Distrikt Trichy nicht betreten zu dürfen. Am 17.12.2018 reicht er am High Court Madurai einen Widerspruch gegen den gesetzlich nicht vertretbaren Passentzug ein. Der Einspruch wird angenommen, aber die Verhandlungen verzögern sich und werden mehrfach vertagt, da das Gericht eine Stellungnahme der Geheimpolizei einfordert.

MoseMinistries steht weiterhin unter behördlicher Aufsicht, solange Gideon Jacob und die Gemeinde in Trichy die Leitung und Betreuung nicht wieder übernehmen dürfen. Dennoch starten für die jungen Frauen von der Gemeinde initiierte Kurse, die auf die Ausbildung der jungen Frauen zielen (Theologie, PC, Buchhaltung, Schneidern, Musik, Gesang und Malen). Am 10.01.2019 werden 27 Mädchen von den Behörden ermutigt und beurlaubt, ihre leiblichen Familien über die Feiertage (Pongal) zu besuchen. Nach einigen Tagen kehren alle beurlaubten Mädchen zurück.

Am 18.01.2019 heiratet Joana heimlich einen Mann, mit dem sie schon länger in einer Beziehung lebt. Es ist bekannt, dass dieser Mann ihr gegenüber gewalttätig ist.

Obwohl das Urteil des Supreme Courts vom November 2018 weitere Verhöre und Untersuchungen durch die Behörden untersagt hat, werden die jungen Frauen am 08.02.2019 und in den darauffolgenden Tagen wieder in Gruppen von je 20 Personen zu den Behörden zitiert. Dort sollen sie erneut Erklärungen abgeben und Unterschriften leisten, ob sie zu ihren leiblichen Eltern zurück wollen.

Die verleumderischen Vorwürfe, derentwegen Gideon Jacob auch schon in Untersuchungshaft saß, stehen weiterhin unbelegt im Raum, und die Untersuchungsbehörden machen keine Anstalten, den Fall abzuschließen. Die einzige Möglichkeit, Bewegung in diesen Fall zu bringen, ist somit eine Anklage gegen die Anklage („Quash“), damit die Anklage gezwungen wird, ihre Behauptungen zu belegen oder zurückzunehmen. Am 20.03.2019 wird der Antrag auf Quash vom High Court Madurai angenommen.

Nach einigen Verzögerungen kommt der Quash am 10.04.2019 zur Verhandlung. Der Richter gibt der polizeilichen Ermittlungsbehörde zwei weitere Monate Zeit, um eine Anklageschrift und Beweise vorzulegen. Erst dann könne eine Entscheidung fallen. Am selben Tag reicht Paadam Narayanan eine erneute Anklage ein, dieses Mal gegen die Behörden. Er gibt an, die Behörden hätten zu wenig getan (im Blick auf „Counselling“), um Einfluss auf die jungen Frauen zu nehmen und sie zu einer Vereinigung mit ihren leiblichen Familien und damit zu einer Veränderung ihrer Einstellung zu bringen. Diese Anklage betrifft MoseMinistries, denn sie setzt den Prozess, der beim Supreme Court ein abschließendes Urteil gefunden hatte, erneut in Gang. Im Zuge dessen fangen die Behörden erneut an, die jungen Frauen massiv unter Druck zu setzen.

Am 30.04.2019 gehen Nicola und Salome zurück zu ihren leiblichen Familien, um ab jetzt dort zu leben.

Am 07.05.2019 nehmen die jungen Frauen von MoseMinistries zusammen mit einem Anwalt einen Termin beim Bürgermeister von Trichy (Vorgesetzter der Behörden) wahr, um sich darüber zu beschweren, dass die Behörden das Urteil des Supreme Courts immer noch nicht umgesetzt haben. Die Mädchen werden weiterhin zum „Counselling“ gezwungen und durch die Behörden in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung massiv eingeschränkt. Persönliche Dokumente der jungen Frauen, wie Schulzertifikate, Pässe und Personalausweise sind weiterhin in den Händen der Behörden. Die Anwälte von MoseMinistries bereiten eine Petition vor, die noch während der Gerichtsferien im Mai am High Court Madurai eingereicht werden soll und die sich gegen die Anklage von Padam Narayanan und gegen die nicht erfolgte Umsetzung des Urteils vom Supreme Court richtet.

Am 05.06.2019 entscheidet sich Nicola, ihre leibliche Familie wieder zu verlassen und zu MoseMinistries zurückzukehren. Gegen den Willen der Behörden und mit anwaltlicher Unterstützung kommt sie zurück.

Am 13.06.2019 besagt das abschließende Urteil des High Courts Madurai, dass die Behörden den jungen Frauen von MoseMinistries unverzüglich und bedingungslos ihre persönlichen Dokumente aushändigen müssen. Das Urteil legt den Behörden gleichzeitig zur Last, dass sie das eindeutige Urteil des Supreme Courts missachtet und nicht danach gehandelt haben. Das schriftliche Urteil liegt am 19.06.2019 vor.

Am 24.06.2019 werden den jungen Frauen ihre Adhaar-Cards (Personalausweise) und Schulzertifikate ausgehändigt, allerdings unvollständig, da einige Schulzertifikate nicht bei den Behörden vorliegen.

Am 24.06.2019 läuft die Frist ab, in der die polizeiliche Ermittlungsbehörde ihren Bericht zu den Anklagen gegen Gideon Jacob vorlegen muss.

Im Juni heiratet Chrystal in einem Hindu-Tempel.

Am 01.07.2019 werden die noch fehlenden Schulzertifikate an die Mädchen verteilt. Was nicht zurückgegeben wird, sind die Pässe und diverse medizinische Unterlagen. Bei dieser Gelegenheit wird eine der jungen Frauen (Beula) in einem Nebenzimmer alleine von mehreren Beamten solange „bearbeitet“, bis sie eine Beschwerde, die sie an die Menschenrechtskommission gerichtet hatte, schriftlich zurückzieht.

Am 18.07.2019 geht Sharon auf eigenen Wunsch zu „ihrer“ Familie zurück, die allerdings laut DNA-Test nicht ihre leibliche Familie ist.

Am 26.07.2019 gibt es eine erneute Verhandlung am High Court Madurai in Bezug auf die Forderungen Paadam Narayanans. Es wird ein Mitspracherecht der jungen Frauen von MoseMinistries erwirkt und der nächste Verhandlungstermin für den 20.08.2019 angesetzt.

Am 31.07.2019 wird Gideon Jacob erneut vom Financial Enforcement Directorate (Finanzprüfbehörde) vorgeladen und befragt. Daraufhin werden die Untersuchungen eingestellt und Gideon entlastet.

Am 08.08.2019 entscheidet sich Nicola von MoseMinistsries, nun doch zu ihrer leiblichen Familie zurückzukehren.

Am 23.09.2019 wird die Verhandlung am High Court Madurai über den entzogenen Pass wieder aufgenommen. Die Verhandlung wird am 06.11.2019 fortgeführt.

Am 06.11.2019 beginnt die Quash Verhandlung gegen bisherige Anklagen und Urteile, die ohne Beweise gegen Gideon Jacob gefällt wurden.

Am 12.11.2019 wird ein Antrag auf die komplette Aufhebung der Auflagen für Gideon am District Court Trichy eingereicht.

Nachdem die Geheimpolizei die Anklageschrift offiziell eingereicht hat und Gideon Jacob darüber informiert worden ist, wird der Prozessbeginn am District Court in Trichy am 15.11.2019 registriert und die erste Verhandlung auf den 09.12.2019 datiert.

Am 18.11.2019 wird in der Verhandlung um den Passentzug vom Richter festgestellt, dass der Passentzug unrechtmäßig war und der Pass außerdem niemals entwertet worden ist. Gideon soll eine 14-tägige Reise nach Deutschland bei der Untersuchungsbehörde beantragen und diese soll bis zum nächsten Verhandlungstermin am 25.11.2019 antworten. Dann will der Richter entscheiden.

Am 18.11.2019 steht auch die Anklage des Sozialaktivisten Paadam Narayanan gegen die Sozialbehörde wieder auf der Liste am High Court Madurai, wird aber nicht verhandelt, da die Liste zu lang ist.

Am 19.11.2019 reicht Gideon seinen Antrag auf eine 14-tägige Reise nach Deutschland bei der Untersuchungsbehörde ein.

Am 21.11.2019 wird der Antrag auf eine Reise nach Deutschland von der Untersuchungsbehörde mit der Begründung abgelehnt, dass im Dezember der Prozess eröffnet wird.

Am 22.11.2019 verfügt der Richter am High Court Madurai, dass Gideon nach Trichy zurück darf, um sich dort um die Gemeinde zu kümmern und um für den Prozess am District Court in Trichy vor Ort zu sein. Das Urteil untersagt jedoch weiterhin jeglichen Kontakt zwischen Gideon und den jungen Frauen von MoseMinistries.

Die Verhandlung um den Passentzug wird am 25.11.2019 erneut verschoben.

Am 25.11.2019 besucht Gideon Trichy und trifft die Mitarbeiter in der Gemeinde.

Der Fall Paadam Narayanan gegen die Sozialbehörde wird von Tag zu Tag verschoben.

Am 26.11.2019 versucht die Sozialbehörde (DSWO) neun der jungen Frauen von MoseMinistries kurzerhand in ein Regierungsheim abzutransportieren, weil sie mit einem Einkauf in Chennai einige Wochen zuvor angeblich das Supreme Court Urteil übertreten haben und „ungehorsam“ sind. Die jungen Frauen weigern sich erfolgreich.

Am 27.11.2019 reichen die jungen Frauen von MoseMinistries eine Beschwerde gegen das Vorgehen der Sozialbehörde am High Court Madurai ein. Am selben Tag kündigt die Sozialbehörde an, die neun jungen Frauen am nächsten Tag mit 30 Polizisten abzuholen.

In der Nacht zum 28.11.2019 fahren die neun jungen Frauen nach Madurai, um dort persönlich am Gericht vorzusprechen. Nachdem der Antrag eingereicht ist, dürfen die Behörden bis zum Urteilsspruch nichts mehr gegen MoseMinistries unternehmen.

Am 29.11.2019 wird das Urteil bezüglich der Auflagenerleichterung für Gideon nochmals verhandelt mit dem Ziel, eine genauere Formulierung des Urteils im Blick auf den untersagten Kontakt zwischen Gideon und den jungen Frauen von MoseMinistries zu bekommen.

Am 04.12.2019 kommt es zur Verhandlung am High Court Madurai in Bezug auf die neun jungen Frauen von MoseMinistries.

Am 05.12.2019 erscheint das schriftliche Urteil bezüglich der neun jungen Frauen. Es besagt, dass beide Parteien Zeit bekommen, um eine Erklärung abzugeben. Der nächste Verhandlungstermin wird auf den 06.01.2020 gesetzt.

Am 09.12.2019 beginnt der Prozess aufgrund der Anklage gegen Gideon Jacob am District Court Trichy.

Am 16.12.2019 wird im Beisein von Gideon die Anklageschrift gegen ihn am District Court Trichy herausgegeben. Die nächste Verhandlung ist auf den 10.01.2020 datiert.

Am 21.12.2019 versuchen die Behörden mit der Unterstützung von über 30 Polizisten erneut, die neun jungen Frauen von MoseMinistries in ein Heim der Regierung abzutransportieren. Da sich die jungen Frauen geschlossen weigern, zieht die Polizei nach Rücksprache mit der Sozialbehörde und dem übergeordneten Verantwortlichen ab.

Am 07.01.2020 verfügt der Richter am High Court in seinem Urteil, dass Gideon seinen Pass zurückerhält und Reiseerlaubnis bekommt. Die Geheimpolizei genehmigt eine dreiwöchige Reise nach Deutschland. Am 14.01.2020 erhält Gideon von den Behörden seinen Pass zurück.

Gideon reist vom 17.1.-5.2.2020 nach Deutschland.

Am 26.02.2020 findet die finale Quash Verhandlung statt. Der Richter erlässt eine einstweilige Verfügung, dass alle Prozesse bis auf weiteres ausgesetzt werden müssen (Stay Order). Das Urteil wird am 20.03.2020 veröffentlicht und tritt damit in Kraft.

Ein offener Brief an Paadam Narayanan Ananth

Direktor der NGO CHANGEindia, Chennai

14.11.2017 | Autor: H. Margret

Sehr geehrter Herr A. Narayanan,

ich möchte mich Ihnen kurz vorstellen. Ich bin Deutsche, und ich bin eine von vielen, die Anfang der 90er Jahre verschiedene schockierende Berichte über die massenhafte Tötung weiblicher Säuglinge in einigen Gebieten Indiens in den Medien gelesen und gesehen hat. Vor allem eine BBC-Dokumentation, die sehr detailliert die Tötungsmethoden und entsetzlichen Qualen der neugeborenen Mädchen aufzeigte, löste Entsetzen in mir aus.

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Offener Brief der MoseMinistries Mädchen

15.12.2015 | Autor: Julia Jacob

mm julia

An:
The National Human Rights Commission, Delhi
The State Human Rights Commission, Chennai
National Commission for Protection of Child Rights
Tamilnadu Federation of Women Lawyers

Sehr geehrte Damen und Herren,

Zu Beginn dieses Briefes möchten wir uns Ihnen gern vorstellen. Wir sind junge Frauen, die zu einer NGO (Nichtregierungsorganisation) mit dem Namen MoseMinistries gehören, der Pastor Gideon Jacob aus Tiruchy, Tamilnadu vorsteht. Er ist der Leiter der Good Shepherd Evangelical Mission Pvt. Ltd., und der leitende Pastor der Gemeinde Good Shepherd World Prayer Centre in Tiruchy. Wie Ihnen sicher bekannt ist, war Mädchentötung in den 90er Jahren in einigen Teilen Tamilnadus ein großes Problem, besonders in Städten wie Usilampatti (Madurai Distrikt) und Dharmapuri (Salem Distrikt).

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Gerichtsdokumente

Augenzeugenberichte